Älteste Abschrift des Bekenntnisses von Nizäa-Konstantinopel aus dem 6. Jahrhundert

Ein Dokument der Gemeinschaft

1700 Jahre Glaubensbekenntnis von Nizäa

 

Nächstes Jahr (2025) feiert die Christenheit ein wichtiges Jubiläum: 1700 Jahre nach dem ersten Konzil von Nizäa, das 325 n. Chr. einberufen wurde. Unter dem Vorsitz von Kaiser Konstantin versammelten sich über 300 Bischöfe aus dem gesamten Römischen Reich in der Stadt Nizäa, die in der heutigen Türkei liegt (İznik). Dieses Konzil gilt als ein entscheidender Moment in der Geschichte des Christentums, da es grundlegende Fragen der Glaubenslehre klärte und die Weichen für die weitere Entwicklung der Kirche stellte. Wer sein Evangelisches Gesangbuch hinten aufschlägt und genau einmal nach vorne blättert, findet dort das „Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel“, das im Wesentlichen auf das Konzil von Nizäa zurückgeht (mit einigen Ergänzungen und kleineren Änderungen, die das Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 vorgenommen haben soll). 

 


Eines der zentralen Themen des Konzils war der Streit um die Lehre des alexandrinischen Presbyters Arius. Dessen Ansichten wurden vom Konzil von Nizäa zurückgewiesen, er selbst als Häretiker, also als Irrlehrer verurteilt. Wie so oft bei von der Kirche verurteilten „Ketzern“ ist es heute sehr mühsam herauszufinden, was Arius tatsächlich gelehrt hatte. Schriften von Arius selbst sind nicht erhalten und wir kennen seine Theologie nur aus den Polemiken der Gegner. Klar ist nur: Es ging um die Frage, in welchem Sinne man von Christus, dem fleischgewordenen Wort Gottes, sagen kann, er sei Gott. Es scheint, dass Arius versucht hatte, den strikten Monotheismus, also den Glauben an einen einzigen Gott, dadurch zu wahren, dass er sagte: Das Wort Gottes sei durch Gott, den Vater, vor aller Schöpfung geschaffen worden, sei also das erste und vornehmste aller Geschöpfe, göttlichen Ursprungs, aber eben nicht „wahrer Gott“. Demgegenüber sagt das Konzil von Nizäa über den Logos (griechisch für Wort), also den Sohn Gottes, er sei „Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott; gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.“ Durch dieses Wort Gottes, das so ewig ist wie Gott, der Vater, selbst, hat Gott alles geschaffen. Dann, in der Fülle der Zeit, ist dieses Wort Mensch geworden in Jesus Christus, hat uns durch seinen Tod und seine Auferstehung erlöst und führt uns zum ewigen Leben. 

 


Das Jubiläum 2025 bietet eine Gelegenheit, nicht nur auf die theologischen Errungenschaften des Konzils zurückzublicken, sondern auch über seine Bedeutung für die Beziehungen zwischen den verschiedenen Konfessionen nachzudenken. Tatsächlich ist das Glaubensbekenntnis von Nizäa und Konstantinopel das einzige wirklich ökumenische Glaubensbekenntnis. Das bei uns viel populärere sogenannte Apostolische Glaubensbekenntnis ist nämlich nur bei den westlichen Kirchen in Gebrauch, die östlichen Kirchen kennen es nicht. Sein Vorteil ist, dass es kürzer und theologisch weniger schwierig ist, deshalb wird es bei uns in der Regel im Gottesdienst gebraucht. Aber wenn man nach dem Glaubensbekenntnis sucht, das von den meisten christlichen Kirchen akzeptiert und gebraucht wird, dann landen wir auf jeden Fall beim „nizänischen“ Bekenntnis.

Ich habe daher zwei Wünsche zum kommenden Jubiläumsjahr:

1.) Wir sollten den Mut haben, öfter als bisher das „Große Glaubensbekenntnis“ zu beten, auch wenn es etwas länger und theologisch anspruchsvoller, als das Apostolische ist. 

2.) Wir sollten es in einer ökumenischen Textfassung beten, die orthodoxen, katholischen und protestantischen Christen gemeinsam ist. Das wäre mein Wunsch für das neue Evangelische Gesangbuch, ist also noch Zukunftsmusik. 

 


In einer Zeit, in der die Welt mit Spannungen und Konflikten konfrontiert ist, erinnert uns das Konzil von Nizäa daran, wie wichtig Einheit und Dialog sind, um die gemeinsame Grundlage des Glaubens zu betonen. Das 1700-jährige Jubiläum ist somit nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Aufruf zur Fortsetzung des Dialogs und der Verständigung im Geiste von Liebe und Respekt. 

Prädikant Matthias Thiele

 

 

Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel



Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat,

Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.

 

Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater

geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott,

gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen.

Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch

angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.

Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden,

ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel.

Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten

die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.

 

Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem

Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und

verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige,

christliche und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.

Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.

 

Amen